Freitag, 29. Januar 2016

Working Out Loud-Zertifizierung Tag 5 (von 5)

Fünfter und letzter Tag:

"I'm throwing out my intended script for today and doing something completely different.

I'll update the outline. In short, we're going to make it more personal today, hear from more people.

Spoiler alert: I will use the line "You don't do yoga with your face!"

You'll understand (hopefully) when I provide some context.

I'm excited about today."

"More personal" heisst, dass wir erzählen: "Was ist mein nächster Schritt?".
Verschiedene persönliche Geschichten wurden erzählt.
Ein Teilnehmer berichtete, wie er über LinkedIn ein Meeting mit dem CEO einer Firma mit 6-stelliger Mitarbeiterzahl bekam, um ihm zu erzählen, daß WOL der "Missing link" zum Erfolg seines ESN sei, die Antwort auf die Frage "What's in it for me?", und daß er helfen könnte.

Mehrmals wurde das beeindruckende Buch "Reinventing organisations" erwähnt (was irgendwo die Frage impliziert, ob "Teal" die ideale Organisationsform wäre).

Das beste Zitat war wohl "I want my daughter to go into a workforce that values human beings" :)

Wie geht es weiter.
1. einstündiger Call pro Monat in den nächsten sechs Monaten
2. Zugriff für die Teilnehmer auf nichtöffentliches Material
3. eine Community of Practice. Wir haben CoPs schon dutzendfach erfolgreich umgesetzt. Diese Gruppe von WOL-Praktikern könnte die beste CoP jemals sein.

Das obligatorische Foto vom anschließenden FinTech-Headquarter-Event im Bahnhofsviertel:

Working Out Loud-Zertifizierung Tag 4 (von 5)

Das Thema heute war "Steam": WOL an die jeweilige Umgebung anpassen. Dazu hat eine Teilnehmerin, Community Managerin eines grossen Automobilzulieferers, erzählt, wie sie WOL bei sich eingeführt haben.

Auf Basis der existierenden Collaboration Plattform wurde ein Bereich für WOL eingerichtet. Für jedes Kapitel des Buchs wurde in einer Tabelle eine Spalte mit deutschsprachiger Zusammenfassung und den Übungen erstellt. Sämtliche WOL Circle Guides wurden übersetzt und intern zur Verfügung gestellt.

Wer einem Circle beitreten möchte, kann aus bereits existierenden unvollständigen Circlen, die noch Mitglieder benötigen, auswählen, inklusive Tag, Uhrzeit und Lokation der Meetings. Das passiert alles online. Viel Wert wird auf Fotos gelegt: der Circle-Selfie" ;)

Die Circle-Moderatoren werden auch explizit gefördert, über regelmäßige Meetings, ausführliches Trainingsmaterial, und ständige Verfügbarkeit für Fragen.

Nach Abschluss der Circles wird Feedback abgefragt, systematisch ausgewertet und grafisch aufbereitet. Dabei kommen Fragen wie "Haben Sie Ihr Ziel erreicht?" und "War es ein persönliches oder berufliches Ziel?" vor. Die Ergebnisse als Tortendiagramm haben entscheidend zur Akzeptanz beim Mangement geholfen. Super awesome bzw. sehr, sehr toll.

Als Nächstes war für uns eine Gruppenübung dran: der "Reciprocity Ring" (kann mir das bitte jemand sinnvoll und griffig übersetzen?). Es geht darum, dass in einem großen Google-Spreadsheet jeder einträgt, was er braucht (gerne auch mit Vulnerability-Anteil), und alle anderen dahinter scheiben, wie sie helfen können. Schön anzuschauen, wie sich die Spalten simultan in Echtzeit füllen.

Und dann ging es zum Schluss wirklich noch darum, wer alles WOL einsetzen könnte (Krankenschwester, Fabrikarbeiter, Projektmanager, Student, Teams), und wie wir die Materialien entsprechend anpassen könnten.

Passend zum Thema Cicle-Selfie hier mein Selbstbild mit Feldberg und Börse im Hintergrund:

Mittwoch, 27. Januar 2016

Working Out Loud-Zertifizierung Tag 3 (von 5)

Das Thema für den heutigen 3. Tag war "Waves" / Wellen: wie können wir die institutionalisierten Programme und Netzwerke in der Organisation nutzen, um Working Out Loud zu verbreiten? Solche Programme wie z. B. ein New-Hire-Training oder eine Knowledge-Management-Initiative können genutzt werden zur nachhaltigen Promotion von WOL im Unternehmen.

Zur Einführung erzählte eine Teilnehmerin eines 70.000-Mitarbeiter-Technologieunternehmens aus Palo Alto darüber, wie sie mit Hilfe ihrer Colllaboration Plattform und Newslettern WOL promotet und die Circle miteinander verknüpft hat. Ein Netzwerk, das sie dabei nutzte, war Diversity & Inclusion.

Zur Frage nach den Erfolgskriterien: bei der Ausbreitung von WOL in Unternehmen geht es weniger um die Anzahl und Teilnehmer und das Wachstum dieser beiden KPIs, sondern eher darum, wie sehr wir das Verhalten der Mitarbeiter ändern. Schwerer zu messen, eventuell über Feedback-Bögen oder eine entsprchende App, aber sehr viel besser für das Unternehmen und die Mitarbeiter.

Wir sprachen über fünf beispielhafte Hebel ("Levers"):

1. ein Neueinstellungsprogramm
2. ein Wissensmanagementprogramm
3. ein Talentmanagementprogramm
4. eine Diversity & Inclusion- oder Kulturprogramm
5. ein Programm zur Einführung eines Enterprise Social Networks.

Wichtig ist es, die Präsentation an die Zielgruppe anpassen: eine WOL-Präsentation für Knowledge Manager sollte den Schwerpunkt eher auf nicht erfasstes Wissen legen (das "Eisberg"-Bild) als persönliche Geschichten.

Abschließend hat eine Teilnehmerin noch ihre Geschichte erzählt, in der es um WOL, einen "Chief Transformation Officer" und den "Possibilities Coach" ging. Klingt jetzt ein bisschen übertrieben amerikanisch, war aber sehr bewegend.
Das obligatorische Foto (diesmal vom TV-Programm, während ich das schreibe):


Dienstag, 26. Januar 2016

Working Out Loud-Zertifizierung Tag 2 (von 5)

Heute hatten wir Ripples als Thema: die metaphorischen Wellen, die entstehen, wenn wir einen Kieselstein in den Teich werfen ("Pebbles in the Pond"). Sprich: lernen, wie wir unsere erste WOL-Präsentation geben, und unseren ersten Circle in der Organisation bilden.

John hat uns durch eine kommentierte Version seiner Präsentation geführt, die wir ausführlich diskutiert haben: passen die Beispiele kulturell? Und sollten wir beispielsweise in Deutschland wirklich Dale Carnegie erwähnen, dessen deutschsprachiger Wikipedia-Artikel (im Gegensatz zur englischsprachigen Version) einen Paragraph über die Kritik ( https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dale_Carnegie#Kritik ) an seiner Arbeit enthält?

Potentielle Fallen sind: Überschätzen der Fähigkeit zur Selbstorganisation (besonders bei 22-jährigen Trainees), nicht genügend Anpassung des Talks (z. B. weil ich meine Zuhörerschaft nicht genug kenne), und kein Feedback bzw. Daten über die Circles zu erfassen.

Danach sprach ein Teilnehmer über seine Erfahrungen beim Bilden von WOL-Circles, um ultimativ 15.000 Menschen zu helfen, effektiver zu sein.
Eine zweite Teilnehmerin berichtete von ihren Herausforderungen und Erfolgen bei ihren Circles in einer globalen Law Firm in London.

Wieder viel gelernt heute. Freue mich auf morgen.

PS: Es gibt jetzt auch eine Twitter-Liste mit den Tweets alle Teilnehmern, die bei mir in Tweetbot auf dem iPad in rechten Spalte mitläuft: https://www.twitter.com/MichelleOckers/wol-certification-pilot .

Montag, 25. Januar 2016

Working Out Loud-Zertifizierung Tag 1 (von 5)

Working Out Loud (WOL) ist ein Methode, mit Hilfe von 4-5 Gleichgesinnten (in den sogenannten WOL-Circles) über einen Zeitraum von 12 Wochen Verhaltensweisen zu verinnerlichen, um die eigenen Ziele zu verwirklichen. Dabei wird das eigene Ziel definiert, welche 10 Personen mir dabei helfen könnten (die Relationship List), wie ich eine Beziehung (mit Hilfe der soziale Netzwerke, intern oder extern) mit diesen Personen aufbauen könnte, und mit welchen 10 eigenen Beiträgen (die Contribution List) ich die Beziehungen vertiefen könnte.
John Stepper hat diese Methode entwickelt und frei verteilt. Er hat ein Buch geschrieben, dessen Erlöse gemeinnützigen Zwecken zugute kommt. Das Material für die WOL Circles steht unter http://workingoutloud.com/ zur Verfügnung.

Für 2016 wird eine offizielle Working-Out-Loud-Zertifizierung ausgearbeitet. Der Zertifizierungskurs dauert eine Woche, zwei Stunden pro Wochentag, plus umfangreiches Material, plus 6 Monate Support.

Das erste Gruppenmeeting des Pilotkurses per Video fand heute statt. Als Videoplattform wird Zoom http://zoom.us/ eingesetzt: überraschend gut. Performant, mit Chat-Funktion, gefällt mir.

(Das Bild wurde von Thorsten Sylvester getwittert; hoffe mal, das ich es so benutzen darf. Alle gucken etwas grimmig oder verschlafen, war aber in Wirklichkeit viel lustiger)

Die 25 Gruppenmitglieder aus 6 Ländern hatten vorab eine Umfrage zu ihrer Herkunft und Vorkenntnissen ausgefüllt.
Die Umfrageergebnisse wie auch zusätzliches Material standen auf einem Google-Drive-Ordner zur Verfügung. Als Feedback-Kanal wird eine tägliche anonyme Umfrage genutzt.

Das Thema des ersten Meetings waren die WOL Circles selbst: was funktioniert? Was nicht?
Eine Teilnehmerin gab einen persönlichen Erfahrungsbericht.
Und was kommt nach einem Circle? Der nächste? Mehrere Circle parallel? Pausen zwischen den Circlen?
Und, grundsätzliche Frage: Was können wir ganz allgemein tun, um die Verbreitung von WOL zu beschleunigen und nachhaltiger zu gestalten?

Alles sehr gut. Ich bin auf die nächsten Tage gespannt.

Sonntag, 24. Januar 2016

FinTech-Inkubatoren in Frankfurt

Als guten Vorsatz für 2016 habe ich mein Blog unter die Überschrift "Enterprise Collaboration, Working Out Loud und FinTechs in Frankfurt" gestellt. Enterprise Collaboration ist das, was ich schon seit Jahren tue. Working Out Loud ist neu, spannend, und es wird dazu nächste Woche mehr Blogposts geben. Und FinTechs in Frankfurt interessieren mich, weil ich in einer Bank arbeite, vor langer Zeit mal Informatik studiert habe, in Frankfurt wohne, und in der dortigen Tech-Szene schon Vorträge bei Barcamps und Webmontagen halten durfte. Wer weiss: vielleicht kann mir das Thema auch beruflich weiterhelfen ;)

Am letzten Mittwoch, 20. Januar, fand im Frankfurter Coworking-Space "Die Zentrale" ( https://www.die-zentrale-ffm.de/ ) ein spezieller FinTech-Event statt. Ich mag ja die Zentrale sehr, da sie
- erstens auf der Berger Strasse in Bornheim-Mitte, im selben Gebäude wie die Berger Kinos, liegt, d.h. nur wenige Minuten per Rad von mir aus
- zweitens tolle Events veranstaltet, wie z. B. den Diary Slam (sehr empfehlenswert!)
- drittens das überrasched gute polnische Warka-Bier ( https://de.m.wikipedia.org/wiki/Warka_(Bier) ), das ich noch nirgends sonst in Frankfurt gesehen habe, in der Flasche ausschenkt.

Der Event "Incubators pitch to Startups" ( http://www.meetup.com/de-DE/FinTech-in-and-around-Frankfurt/events/227569439/ ) war deshalb speziell, weil sich diesmal nicht Startups, sondern Inkubatoren vorgestellt haben.

Ein Inkubator ist wörtlich übersetzt ein Brutkasten. Im geschäftlichen Umfeld steht ein Inkubator laut Wikipedia für ein "Gründerzentrum, eine Starthilfe für Jungunternehmen", siehe https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnderzentrum .

Das Interesse was riesengroß, ein dreistellige Anzahl von Anmeldungen, und selbst wenn nur ein Teil davon gekommen waren, gab es für zu spät gekommene Teilnehmer (wie mich :) ) nur Stehplätze. Die Fenster waren von innen dicht beschlagen, und die Akustik war auch für weniger Menschen ausgelegt.


Folgende Inkubatoren haben sich vorgestellt:

• Accelerator Frankfurt – Ram Shoham: kein echter Inkubator, sondern (wie der Name schon sagt) ein Accelerator, bei dem in 3-4 Monaten intensive Arbeit ein MVP (Minimum viable product, siehe https://en.m.wikipedia.org/wiki/Minimum_viable_product ) entstehen soll.

• ComDirect Startup Garage – Mariusz Bodek

• DieZentrale – Jenny Krutzinna/ Lukas Koerdt

• FinTech Group AG – Roman Kessler 

• Goethe Unibator – Sebastian Schäfer 

• Gründermaschine – Max Voigt

• Main Incubator – Christian Hoppe 

• Spotniq – Christopher Römer/ Peter Pawelski

• Startzero – Kim Körber

• Tishman Speyer – Wolfram Lehr: Immobilien (Messeturm etc.), bietet Büroetagen an.

Es gab beim Event eine sehr große Bandbreite: von Tishman Speyer, die (falls ich es richtig verstanden habe) praktisch leerstehenden Büroraum in der City anbieten, über CoWorking-Spaces wie Die Zentrale bis zu mehr oder weniger großen Accelerators (hochintensiv die ersten 3-4 Monate bis zum MVP) und Inkubators: Hilfe mit KnowHow, Consulting, Beziehungen (z. B. zu den Beratern, Compliance- und Legal-Abteilungen und Kunden von Commerzbank & ComDirect, aber auch zur Szene in Hamburg, Berlin, Tel Aviv und Hongkong), Beteiligungen (z. B. „4% der Anteile für Leistungen im Gegenwert von €35.000") und „Pizza-Money". Sehr spannend.

Ich habe über den Event auch auf unserer internen Collaboration Plattform berichtet, und bin daraufhin von Kollegen zu meiner Einschätzung der Frankfurter im Verhältnis zur Berliner FinTech-Szene befragt worden.

Zu Berlin kann ich wenig sagen.

Frankfurt hatte immerhin letztes Jahr einen 725 Millionen Euro Exit eines FinTechs: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/uebernahme-von-360t-deutsche-boerse-schluckt-devisenplattform-/12105128.html .

Und es gilt die auf der Bühne zitierte Regel: "Wer gründet FinTechs? Ex-Banker. Und es wird in Zukunft sehr viel mehr Ex-Banker in Frankfurt geben". Bin nicht sicher, wie die Ex-Banker-Situation in Berlin so ist.


Hier abschließend noch zwei allgemeine Studien von Ernst & Young (Danke an Tom Dapp für die Links!):


- das Startup-Barometer Deutschland http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/EY-Start-up-Barometer-2015-August/$FILE/EY-Start-up-Barometer-2015.pdf 


- Landscaping UK Fintech http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/Landscaping_UK_Fintech/$FILE/EY-Landscaping-UK-Fintech.pdf 

Freitag, 22. Januar 2016

2. German Working Out Loud Community Treffen

Am Mittwoch nachmittag hat sich die deutsche Working Out Loud Community zu zweiten Mal getroffen. Der Begriff "Community" sollte nicht zu eng gefasst werden und heißt in dem Fall, alle an WOL Interessierten, die sich über eine Gruppe auf Yammer  organisiert haben.
Letzte Jahr hatte ich zu uns nach Frankfurt eingeladen. Dieses Jahr hat netterweise Ragnar bei Microsoft in Bad Homburg auf meine Anregung hin gehostet. Vielen Dank dafür!

Wir waren ungefähr 20 Teilnehmer, die meisten vor Ort, andere waren per Skype eingewählt: Großunternehmen wie Microsoft, IBM, Bosch, Continental, T-Systems und Deutsche Bank, aber auch kleiner Beratungen wie Netmedia und selbstständige Berater.
Nach dem Empfang mit "Hugs & Kisses" hatten wir John Stepper, der das Buch "Working Out Loud" geschrieben hat, dabei: geplant als Video, aus technischen Gründen dann leider doch nur per Call.
Er hat über den State of WOL in 2016 gesprochen und unsere Fragen beantwortet. Anbei meine englischen Notizen:
- What is happening? Meditation, 2.500 years old, like Headspace
- A basic skill that everyone should have, intrinsic motivators, an universal practice
- Australian Tax Office, Adelaide: someone raised her hand, held a presentation, all 46 members attended a circle, plus 10 more after that: 120% rate
- Cooperative Extension, Cornell University NY: leverage the resources. Next: Conference in San Antonio, Texas Course next week to describe the trajectory / path and then institutionalize it to leverage and accelerate
- Define the purpose in a specific context.
- Making it easier in 2016: from an app over collecting feedback and data to the course
- What are the others practices in a Laloux' Redefining Organisations teal org?
- Tipp for the 1st circle: make it personal.
- Holidays: like pausing circles for 4 weeks
- Innovations: survey forms, translations, different forms of set up timings, ...
- Convincing a CEO:
 1. doing small experiments (3-4 circles) and getting feedback / testimonials
 2. case studies / benchmarks: who else is doing it?
- Two speeds:
 1. advanced users of social media
 2. corporate environment
- Shrink the change, do something that is less fearful -> email and personal meetings; more important: framing her goal in who could help me and what can I contribute
- Lean In circles: train the facilitators; instead make the circles more simple.
- Headspace App. Mild, medium, spicy variations
- All newbies, want to get in contact with the social world, need a safe and guided world into the digital world
- FrameWOL as "How to build your skill set for the digital world."
- How to learn leadership in a connected world? Recognition?

Nach dem Call mit John noch Diskussionen:
- Eigene Versionen bzw. deutschsprachige Übersetzungen der Circle Guides unter Creative Commons.
- Mit der Toolnutzung kommt das Mindset, und mit dem Mindset kommt die Toolnutzung.
- Facilitator / Subcommunitymanager-Ausbildung
- Systemunterstützung: sehr interessantes MVP von Jochen
- WOLcamp am Wochenende?
- Cebit? Republica?

Habe ich etwas vergessen?

Freitag, 15. Januar 2016

Call to Action und "What is in it for me"

Sobald ein Unternehmen eine Collaboration Plattform eingeführt hat, taucht im nächsten Schritt schnell die Fragen von Nutzern auf, wie die optimale Webseite für ihre Gruppe auf der Plattform aussehen soll. Diese Frage kann nur individuell beantwortet werden.

Abhängig von der Wahl der Plattform und der Grundphilosophie der Einführung kann es verschiedene Freiheitsgrade geben. Wir wollten es dem Nutzer so einfach ("convenient") wie möglich machen, ohne dass wir selbst zum bürokratischen Engpass ("bottleneck") werden. Daher haben wir es von Anfang an jedem Mitglied der Plattform ermöglicht, selbst und ohne Genehmigungsverfahren sofort beliebig viele eigene Gruppen einzurichten, wobei jede Gruppe aus einer Webseite mit potentiellen Mitgliedern besteht. Auf unserer Plattform können sich die Seiten in Layout (Anzahl und Anordnung von Spalten und Zeilen) und Funktionalität ("Widgets") entweder am offiziellen Layout für Intranet-Seiten orientieren, oder es kann ein eigenständiges Layout gewählt werden, um sich bewusst von den bestehenden Seiten abzuheben.
Daher kommen immer wieder Kollegen auf mich zu, die Hilfe bei ihrem Layout haben wollen und wissen wollen, wie ihre Seite aussehen soll, um optimal zu wirken.

Meine Standardantwort ist: Stop! Bevor ich überhaupt an Layout und Funktionalität denke, sollte ich mir zwei fundamentale Fragen stellen: was ist die Handlungsaufforderung ("Call to Action")? Und was ist die Motivation für den Nutzer ("What is in it for me")?
Erst nachdem die zukünftigen Gruppenadministratoren sich diese beiden Fragen selbst beantwortet haben, kann ich an die Details von Layout und Funktionalität gehen.


Macau

1. Was ist die Handlungsaufforderung ("Call to Action")?
Die meisten Seiten, die ich bisher gesehen habe, sind zu komplex und nicht vom Benutzer her gedacht. Man möchte typischerweise eine Seite angelehnt an eine normale Intranet-Seite haben. Aber zusätzlich sollte noch das aktuelle Org-Chart abgebildet sein, plus Fotos vom Management, plus eine kleine Umfrage, und Nutzer sollen eigene Diskussionen starten, und eine eigene Tag-Cloud wäre auch noch toll. Man möchte dem eigenen Manager gefallen, plus selbst eigene, innovative Ideen einbringen. Dies führt zu Seiten mit wildem Layout und überkomplexem Design, mit dutzenden von Links und Funktionalitäten. Der normale Benutzer wird davon erschlagen und wendet sich schnell wieder ab.

Wenn ich als Nutzer zum allerersten Mal auf eine Seite komme, sollte für mich sofort klar ersichtlich sein, was ich tun soll. Was sind die ein, zwei oder drei Dinge, die der Ersteller der Seite von mir erwartet?
Es sollten keine 17 verschiedene Handlungsaufforderungen sein: dann bin ich schnell überfordert, und paralysiert von den vielen verschiedenen Optionen kann ich mich nicht entscheiden.
Die ein, zwei oder drei Handlungsaufforderungen sollten konkret sein: statt "Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit" eher "Klicken Sie hier, um uns Feedback zu geben!". Anstatt "Auf dieser Seite haben wir wertvolle Informationen zur Verfügung gestellt" lieber "Klicken Sie hier zum Finden!".
Idealerweise sollte diese Handlungsaufforderung dann auch nicht nur ein Link sein, sondern (nicht zuletzt auch wegen der iPad- und Touchscreen-Kompatibilität) eine große Schaltfläche oder ein Icon, das farblich hervorsticht. Beim ersten Mal auf der Seite sollte mir dies direkt ins Gesicht springen.


Hongkong

2. Was ist die Motivation für den Nutzer ("What is in it for me")?
Wenn ich als Nutzer nun weiß, was der Gestalter der Seite von mir erwartet, stellt sich mir die Frage: wieso?
Meine Zeit ist begrenzt, ich habe sowieso zu viel zu tun: wieso sollte ich zusätzlich auf diese Seite gehen?
Es gibt auf der Plattform noch zigtausend andere Seiten, und es gibt den Rest vom Intranet, plus das gesamte Internet: wieso sollte ich unbedingt meine Aufmerksamkeit auf diese spezielle Seite richten, wenn es doch so viele Alternativen gibt?
Es ist Freitag nachmittag, 17 Uhr, Sommer, die Sonne scheint: wieso sollte ich mir diese Seite antun, anstatt in mein wohlverdientes Wochenende zugehen?
Was ist meine Motivation? What is in it for me?

Die Motivation könnte sein, dass es auf der Seite exklusive Informationen gibt, die es nirgendwo anders gibt, und die für mich relevant sind.
Oder ich könnte über diese Seite Zugriff auf das gehobene Management haben, beispielsweise über eine Ask-Me-Anything-Session, bei der Manager meine Fragen individuell und zeitnah beantworten.
Falls ich Kultur- oder Sportevents sponsore, könnte ich über die Seite überzählige Freikarten verlosen, indem ich einen entsprechenden Event erstelle und die Karten an die ersten Nutzer, die sich anmelden, vergebe.
Diese Gruppe könnte der Ort sein, an dem ich als erstes Neuigkeiten, wie z. B. neue Teammitglieder, erfahre.
Was auch immer es ist: die Gruppenadministratoren kämpfen hier den harten Kampf um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Daher sollten sie einen sehr guten Grund haben, wieso ich als Nutzer auf ihre Seite kommen soll.

Kennt Ihr weitere Antworten auf die Frage nach dem "What is in it for me"?